
Kollagen ist weit mehr als ein Trend – es ist ein evolutionär hochentwickeltes Strukturprotein, das zentrale Aufgaben in der mechanischen Stabilität, Gewebeerneuerung und zellulären Signalübertragung erfüllt. In seiner hydrolysierten Form hat es den Weg aus der Biochemie in die Nutrikosmetik gefunden und ist heute aus modernen Nahrungsergänzungsmitteln nicht mehr wegzudenken. Aber wie wird aus tierischem Bindegewebe ein hoch bioverfügbares Pulver? Und warum ist nicht jedes Kollagen gleich?
Was genau ist Kollagen – strukturell betrachtet?
Kollagen ist ein fibrilläres Protein, das in extrazellulären Geweben wie Haut, Knochen, Sehnen, Bändern und Knorpeln vorkommt. Die Grundstruktur besteht aus drei rechtsgängigen Polypeptidketten (α-Ketten), die zu einer linksgängigen Triple-Helix verdrillt sind – eine extrem stabile, zugfeste Architektur, vergleichbar mit Stahlseilen im Mikroformat.
Die Aminosäuresequenz folgt einem charakteristischen Muster: Glycin–X–Y, wobei X häufig Prolin und Y Hydroxyprolin ist. Diese ungewöhnlich hohe Konzentration an zyklischen Aminosäuren verleiht dem Molekül seine starre Form – aber auch seine schlechte Löslichkeit und begrenzte Bioverfügbarkeit im nativen Zustand.
Herstellungsverfahren – vom Bindegewebe zum Peptidpulver
Der industrielle Herstellungsprozess von Kollagenpulver lässt sich grob in fünf Schritte unterteilen:
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Rohstoffauswahl und Vorbereitung
Die Ausgangsmaterialien sind in der Regel Häute, Knochen, Knorpel oder Fischhaut. Entscheidend ist die Auswahl einer sicheren und rückverfolgbaren Quelle, bevorzugt aus zertifizierter Tierhaltung oder nachhaltigem Wildfang. Schwein, Rind und Fisch sind die dominierenden Rohstoffträger. -
Entfettung und Entmineralisierung
Fette und Mineralsalze werden durch Heißwasserbehandlung, chemische Entfettung (z. B. mit Alkohol) und/oder Säurebehandlung (z. B. EDTA, Citronensäure) entfernt, um eine reine Proteinmatrix zu erhalten. Das Ziel ist die Entfernung aller potenziell immunogenen und geschmacklich störenden Bestandteile. -
Extraktion des nativen Kollagens
Je nach Art wird das Kollagen durch Säureextraktion (Typ I, III) oder alkalische Vorbehandlung (Typ II) gewonnen. Dies erfolgt bei niedriger Temperatur, um die Triple-Helix nicht thermisch zu denaturieren – das Produkt zu diesem Zeitpunkt ist Gelatine. -
Hydrolyse – enzymatisch, nicht thermisch
Der zentrale Schritt: Die Gelatine wird durch spezifische proteolytische Enzyme (z. B. Papain, Trypsin, Pepsin, Alkalasen) in definierte Peptidketten fragmentiert. Diese enzymatische Hydrolyse ist dem thermischen Prozess (wie bei klassischer Gelatine) überlegen, da sie:
die Peptidlänge gezielt steuern kann (z. B. 2–5 kDa),
die Bioaktivität spezifischer Peptide erhält,
die Löslichkeit verbessert, auch in kaltem Wasser,
den charakteristischen "Gelatinegeschmack" reduziert.
Je nach verwendeten Enzymen entstehen dabei Peptide mit bestimmten Eigenschaften – etwa solche, die die Fibroblastenaktivität stimulieren, antioxidativ wirken oder auf Knorpelzellen Einfluss nehmen. Einige Hersteller verwenden sogar patentierte Enzymmischungen, um funktionelle Biopeptide mit gezielter Wirkung zu generieren. -
Trocknung und Pulverisierung
Nach Filtration und ggf. Ultrafiltration wird das Kollagenhydrolysat sprühgetrocknet und zu einem fein löslichen Pulver verarbeitet. Der Wassergehalt liegt unter 8 %, die Lagerstabilität ist hoch. Das fertige Kollagenpeptidpulver ist geschmacksneutral, wasserlöslich und ideal für die Weiterverarbeitung in Nahrungsergänzungsmitteln.
Bioverfügbarkeit und Wirkmechanismus
Hydrolysiertes Kollagen passiert den Dünndarm in Form von Di- und Tripeptiden. Insbesondere Pro-Hyp und Gly-Pro-Hyp sind nachweislich resorptionsfähig und gelangen über den Blutkreislauf in die Dermis, wo sie Fibroblasten stimulieren. Diese Reaktion ist nicht nur passiv ("Rohstofflieferung"), sondern aktiv biologisch: Die Peptide wirken wie eine Art "Schadensmeldung" an den Körper, wodurch dieser die endogene Kollagenproduktion erhöht.
Studien mit Hautbiopsien belegen, dass bereits nach 4–6 Wochen eine Verdichtung der extrazellulären Matrix, eine Zunahme der Kollagenfibrillendicke und eine verbesserte Wasserbindekapazität der Haut messbar sind.
Unterschiedliche Kollagen-Typen – gezielte Anwendungen
Für Haut, Haare und Nägel steht Kollagen Typ I im Fokus, da es die Hauptkomponente der dermalen Matrix ist. Typ III, häufig gemeinsam extrahiert, sorgt für Elastizität.
Für Gelenke und Knorpel ist Typ II relevant, meist aus Knorpelmaterial gewonnen und oft in nativ belassener Form (nicht hydrolysiert) als Spezialpräparat eingesetzt. Diese Form wirkt über orale Toleranzmechanismen (immunmodulatorisch), weniger über Peptidresorption.
Sensorik, Formulierung und Verarbeitung in Produkten
Ein hochwertiges Kollagenhydrolysat sollte:
- kaltwasserlöslich sein,
- frei von Geruch und Eigengeschmack,
- wenig Schaum entwickeln (wichtig für Instantdrinks),
- nicht mit Proteinen oder Vitaminen interagieren,
- pH-stabil und hitzeunempfindlich sein (z. B. auch in Kaffee oder Suppe einsetzbar).
Kollagenpulver lässt sich in verschiedenen Darreichungsformen einsetzen: Trinkampullen, Pulversticks, Kapseln, Tabletten, funktionelle Getränke und sogar Proteinriegel. Die optimale Wirkung wird meist bei einer täglichen Einnahme von 2,5 bis 10 Gramm erzielt – aufgeteilt oder als Einzeldosis. Synergien mit Vitamin C, Hyaluronsäure, Silizium, Zink und Biotin erhöhen die Effektivität deutlich.
Qualitätsunterschiede – worauf Hersteller achten sollten
Neben der Rohstoffquelle ist vor allem die Molekulargewichtsverteilung entscheidend – optimal sind Peptide mit einem mittleren Molekulargewicht zwischen 2 und 5 Kilodalton. Kleinere Fragmente (<1 kDa) sind zwar sehr gut löslich, verlieren aber an bioaktiver Struktur. Zu große Fragmente (>8 kDa) sind schwerer resorbierbar und geschmacklich auffälliger.
Ein weiteres Qualitätskriterium ist die Peptidsequenzreinheit: Moderne Hersteller können gezielt Peptidcluster mit besonderer Wirkung isolieren, etwa antioxidative, immunsystemmodulierende oder knorpelaufbauende Peptide. Diese High-End-Produkte sind patentgeschützt, meist teurer, aber in ihrer Wirkung hochspezifisch.
Auch das Fehlen unerwünschter Begleitstoffe ist entscheidend: Rückstände von Antibiotika, Hormonen, Schwermetallen oder Lösungsmitteln müssen laboranalytisch ausgeschlossen sein – und gerade in Europa ist ein strenger BSE-Nachweis Pflicht.
Kollagenpulver ist kein "Hautvitamin", sondern ein hochkomplexer bioaktiver Wirkstoff, der in seiner Wirkung von der Struktur, der Herstellungsweise und der begleitenden Formulierung abhängig ist. Durch die enzymatische Hydrolyse entstehen funktionelle Peptide, die über Resorption und biologische Aktivierung echte physiologische Effekte entfalten – besonders auf Haut, Bindegewebe und Gelenke.
Die Forschung schreitet weiter voran: Künftig könnten spezifische Peptidsequenzen gezielt eingesetzt werden, etwa zur UV-Schadensreduktion, Wundheilung, Sportregeneration oder als Immunmodulator bei Autoimmunerkrankungen. Der Markt bewegt sich weg vom reinen Kollagenrohstoff hin zu peptidbasierten Wirkstoffkomplexen mit klarer Zielsetzung – ein spannendes Feld für funktionelle Produktentwicklung im Gesundheitsbereich.
PS
Auch zu finden als Kollagen-Pulver, Collagen oder Collagen-Pulver.
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